Zeitfaktor in der bilingualen Erziehung: Wie wichtig sind Quantität & Qualität?

03/05/24

 

Dein Kind wächst zwei- oder mehrsprachig auf und du fragst dich, ob die Zeit, die du mit ihm verbringst, ausreichen wird, damit es mit der Zwei- oder Mehrsprachigkeit klappt? Dann bist du hier genau richtig, denn in diesem Artikel geht es darum, wie wichtig der Faktor Zeit für den Erfolg der Mehrsprachigkeit ist und was es mit dem Begriff „quality time“ oder „Qualitative Zeit“  auf sich hat. 

Zeitmangel in der bilingualen Erziehung

Oft kommen Eltern auf mich zu, weil sie sich fragen, ob die Zeit, die sie mit ihrem Kind haben, ausreichen wird, damit es mit der Zwei- oder Mehrsprachigkeit klappt. Nicht selten sind Eltern allein mit ihrer Sprache. Wenn sie auch noch Vollzeit arbeiten, bleibt wenig Zeit für die Sprache übrig. 

Sicherlich spielt die Menge der Zeit eine Rolle. Je mehr Zeit ein Kind in Kontakt mit einer Sprache verbringt, desto eher wird es seine Kompetenz in dieser Sprache aufbauen können. Doch eine Sache müssen wir dabei bedenken: Wie wird diese Zeit verbracht? Wird die Zeit bewusst genutzt, um die Bindung zur Sprache und die Sprachkompetenz zu fördern? Dann am Ende wird es genau darauf ankommen, wie diese Zeit verbracht wird und wie bewusst du als Mama oder Papa mit deinem Kind und der Sprachförderung umgehst, also wie „qualitativ“ du die Zeit gestaltest. 

Denn zum Glück, und das ist die gute Nachricht: Die Menge der Zeit - also die Quantität - ist nicht der einzig entscheidende Faktor. Du kannst mangelnde Zeit durch besonders hochqualitative Zeit kompensieren. 

Quality time: Was ist das?

Quality time ist mittlerweile ein sehr verbreiteter Begriff. Doch was versteht man genau darunter? Bedeutet das, dass wir unsere Kinder ständig bespaßen müssen oder ihnen ganz besondere Dinge und Aktivitäten anbieten müssen? Mit ihnen Sachen basteln oder in den Freizeitpark fahren müssen? Nein, natürlich nicht, also nicht unbedingt. 

Qualitative Zeit bedeutet für mich: Sich bewusst Zeit für sein Kind zu nehmen und dabei den Fokus auf die Beziehung und die Bindung zu legen. Darunter verstehe ich auch die Bindung zur eigenen Sprache. Gemeinsam etwas tun (oder auch nichts tun), das schafft Nähe, Vertrauen und emotionale Bindung. D.h. auch einfach da liegen, kuscheln, über Erlebnisse erzählen oder Musik hören, und dabei in dem Moment geistlich und körperlich nur für dein Kind präsent zu sein, das ist qualitative Zeit. 

Qualitative Zeit ist für mich eine Zeit, die deinem Kind und eurer Beziehung und der Beziehung zu deiner Sprache gut tut. Deshalb solltest du schauen, wo die Interessen deines Kindes liegen. Liebt es basteln? Liebt es bauen oder backen? Dann sind das alles Optionen für eine schöne gemeinsame qualitative Zeit. 

Qualitative Zeit im Kontext der mehrsprachigen Erziehung

Wenn dein Kind positive Erlebnisse in Bezug auf deine Sprache erlebt, dann wird die Bindung zu dieser Sprache gestärkt. Und das ist die Grundlage für eine erfolgreiche Mehrsprachigkeit.

Im Idealfall ist eine qualitative Zeit auch eine Zeit, in der du dein Kind sprachlich ganz bewusst förderst. D.h. Momente, in denen du z.B. ganz bewusst seinen Wortschatz aufbaust und dafür sorgst, dass dein Kind deine Sprache auch spricht und nicht nur zuhört.  

Denn ja, Kinder, die einsprachig aufwachsen, holen sich den Input in ihrer Sprache von überall. Viele Menschen und Situationen in ihrem Alltag bieten ihnen die Möglichkeit, ihre Sprachkompetenz aufzubauen und die Kinder kommen nicht drumrum, die Sprache aktiv zu benutzen, also sie zu sprechen.

Bei unseren Kindern, die mehrsprachig aufwachsen, ist es anders. Oft kommt der Input in der Nicht-Landessprache von einer einzigen Person und das Kind hat die Möglichkeit, sich zu verständigen, ohne dass es diese Sprache aktivieren muss. Da ist es dann besonders wichtig, sprachlich ganz bewusst mit dem Kind umzugehen, so dass es sie auch spricht. Denn Sprachen lernen Kinder durch Sprechen. 

Bücher, Lieder und Spiele sind natürlich tolle Grundlagen für qualitative Zeit. Deshalb bekommen Eltern, die ich durch meine Coachings oder meinen Kurs begleite, viele Ressourcen und u.a. Sprachspiel-Ideen. Bald werde ich welche hier auf dem Blog vorstellen. 

Schlusswort

Zum Schluss möchte ich dir noch eine wichtige Sache sagen: Ja, qualitative Zeit mit deinem Kind ist sehr wichtig. Es ist aber auch sehr wichtig, dass dein Kind qualitative Zeit mit sich allein hat. Was meine ich damit? Gib deinem Kind den Raum, den es braucht, um allein und frei zu spielen, ohne dass du eingreifst.

Denk auch daran: Sprachen lernen Kinder durch Sprechen und durch Interaktionen mit anderen Menschen, insbesondere mit Erwachsenen. Fördere also bewusst die Sprachentwicklung deines Kindes, nutze die quality time, indem du z.B. ganz bewusst seinen Wortschatz aufbaust und dafür sorgst, dass dein Kind deine Sprache auch spricht und nicht nur zuhört.  

 

 


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