15/06/2021
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Ich hatte letztens im Coaching Eltern, die sich Sorgen gemacht haben, weil ihr Kind mit ca. 3 Jahren noch kein richtiges Interesse an Büchern gezeigt hat. Da ich öfter von Eltern diesbezüglich angesprochen werde, kam ich auf die Idee, einen Blog-Beitrag zu diesem wichtigen Thema zu verfassen.
Wenn wir unsere Kinder von Anfang an mit Büchern vertraut machen wollen, dann hat das viele Gründe. Vorlesen stärkt die Ausdrucksfähigkeit, Vorlesen fördert den Wortschatz-Aufbau, Vorlesen bietet die Gelegenheit, eine schöne Zeit mit seinem Kind zu verbringen und gemeinsame Erinnerungen zu schaffen, Vorlesen verbindet. Aber es ist nicht nur das. Durch das Vorlesen geben wir unseren Kindern die Chance, später eine gute Schreibkompetenz zu erlangen, einen leichten Zugang zu Büchern zu haben und sich damit all das Wissen aneignen zu können, was sie mögen: Durch das Lesen sind dem Geist und dem Leben keine Grenzen gesetzt.
Doch wie empfiehlt sich der Umgang mit den Büchern in den ersten Lebensjahren? Solltet ihr eurem Kind von Anfang an vorlesen? Und wie solltet ihr das mit den Sprachen machen? In diesem Artikel gebe ich dir sechs wichtige Tipps, um auf diese Fragen und noch weitere, einzugehen.
Schon ganz klein fangen Babys an, die Welt um sich herum zu beobachten und zu erkunden. Mit ca. vier Monaten zeigen sie schon Interesse an Büchern. Ab dem Zeitpunkt kannst du deinem Kind schon welche (aus Stoff z.B.) zur Verfügung stellen.
Wenn du das Gefühl hast, dass dein Kind sich noch nicht dafür interessiert, dann probiere es immer wieder und versuche es mit unterschiedlichen Büchern, bis du das findest, was dein Kind anspricht.
In den ersten Lebensjahren geht es nicht so sehr um ein Vorlesen im strengen Sinne, sondern vielmehr um eine gemeinsame Buchbetrachtung. Es ist zunächst wichtig, eine Bindung zum Gegenstand Buch an sich herzustellen, und dies gelingt, indem das Buch als Grundlage für eine Interaktion genutzt wird, in der die Bilder im Fokus stehen. Wissenschaftler*innen haben gezeigt, dass das Anschauen von Bilderbüchern sich auf die Sprachentwicklung besonders positiv auswirkt, wenn es mit Gesprächen verknüpft wird. Halte also nicht zu streng am Text fest und bilde eine Interaktion zwischen dem Buch, deinem Kind und dir. Der Text darf erstmals komplett ignoriert werden. Zeige lieber auf die Bilder, beschreibe und benenne, was zu sehen ist.
Manche Kinder lieben es von Anfang an, z.B. Reimbücher vorgelesen zu bekommen, andere nicht. Manche Kinder setzen sich automatisch zum Papa oder zur Mama, wenn er/sie ein Buch aufschlägt, andere bleiben dabei sehr aktiv. Auch an diesem Punkt sind Kinder nun mal unterschiedlich - und das ist gut so, oder? Erwarte also nicht von deinem Kleinkind, dass es dabei still sitzt und zuhört. Es kann sein, dass es länger dauert, bis es so wird.
Finde einen Moment am Tag, der für euch als Familie gut passt und führe ein festes Ritual ein, so dass jeden Tag Bücher angeschaut werden. Kinder lieben Rituale, sie geben ihnen Struktur und Sicherheit, weil sie wissen, was auf sie zukommt und können sich damit besser auf gewisse Situationen einlassen. Ein Ritual einzuführen ist der einzige Weg, um dafür zu sorgen, dass dein Kind nachhaltig die Lese-Zeit in seinen Alltag integriert und diese irgendwann nicht mehr missen will.
Am Besten solltest du in der Sprache - oder in den Sprachen - vorlesen, die du mit deinem Kind sprichst. Wichtig ist hier, eine emotionale Verknüpfung zum Buch herzustellen. Wenn du nicht so leicht an Büchern in deiner Sprache rankommst, kannst du Bücher in deutscher Sprache nehmen und dich einfach von den Bildern leiten lassen.
Wenn du Deutsch gut beherrschst und mit deinem Kind sonst immer eine andere Sprache sprichst, darfst du auch mal deutsche Bücher vorlesen. Fragen zur Geschichte kannst du trotzdem in deiner Sprache stellen. Der Wechsel von der einen Sprache zur anderen – in diesem festen Rahmen der Bilderbuchbetrachtung - ist stark fördernd. Wenn du das machst, dann solltest du aber auf eine gewisse Struktur unbedingt achten: Text in einer Sprache vorlesen, Fragen in der anderen Sprache stellen.
Es mag vielleicht ganz selbstverständlich klingen, aber so selbstverständlich ist es nicht. Altersangaben auf Büchern geben eine Richtung vor, entsprechen aber nicht unbedingt dem aktuellen Entwicklungsstand deines Kindes.
Doch allgemein gilt: In den ersten zwei Jahren Bücher wählen, die nicht überladen sind, wo ganz klare, schlichte und alltagsnahe Motive zu sehen sind. Wenn dein Kind leichter die Verknüpfung erstellen kann, zwischen dem, was es im Buch sieht, und dem, was es im Alltag erfährt, dann wird es sich schneller den Wortschatz aneignen können.
Ab etwa 1,5 Jahren lieben die Kinder meistens Mitmachbücher (schau dir doch meinen Blog-Artikel „Die schönsten mitmachbücher” an), und Bücher mit Reimen. Ab 2 Jahren sind Wimmelbücher meist sehr beliebt. Da fangen Kinder oft auch sich für Sachbücher zu interessieren. Später kannst du dann weitere Bücher wie Fabel und Märchen hinzufügen. Ich würde aber immer auf den Inhalt aufpassen denn Kinder können erst ab ca. 5-6 Jahren Realität und Fantasiewelt von einander trennen.
Sorge von Anfang an dafür, dass dein Kind selbst jederzeit und quasi überall Zugang zu seinen Büchern hat. Sorge schließlich dafür, dass das Cover der Bücher für dein Kind zu sehen ist. Bilder sprechen Kinder an, das zieht ihre Aufmerksamkeit.
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Dr. Adeline Hurmaci
"Mehrsprachig erziehen ist eine Kunst; die Kunst, bei seinem Kind die innere Motivation für das Lernen seiner Sprachen zu pflegen."
Ich weiß, wie es sich anfühlt, in der Öffentlichkeit eine andere Sprache mit seinem Kind zu sprechen; ich weiß, wie es sich anfühlt, mit mehreren Sprachen im Familienalltag zu jonglieren; und ich weiß, welche Sorgen euch als Eltern begleiten.
Mein Name ist Dr. Adeline Hurmaci, ich komme gebürtig aus Frankreich, bin promovierte Kulturwissenschaftlerin und Expertin für frühkindliche Mehrsprachigkeit. Zusammen mit meinem türkisch sprechenden Mann ziehen wir unsere zwei Söhne (8 und 2) dreisprachig auf.
Ich weiß, wie es sich anfühlt, in der Öffentlichkeit eine andere Sprache mit seinem Kind zu sprechen; ich weiß, wie es sich anfühlt, mit mehreren Sprachen im Familienalltag zu jonglieren; und ich weiß, welche Sorgen euch als Eltern begleiten.
Ich weiß auch, dass eine erfolgreiche und glückliche Mehrsprachigkeit keine Selbstverständlichkeit ist und „Arbeit” erfordert. Und gleichzeitig weiß ich, dass sie nicht zu einer zusätzlichen Belastung für die Familie werden dürfte, sondern sich leicht und bereichernd anfühlen sollte.
Deshalb habe ich Herzenssprachen im Jahr 2019 ins Leben gerufen. In den letzten fünf Jahren habe ich mit meiner Methode schon über 80 Familien auf ihrem Weg zur glücklichen Mehrsprachigkeit erfolgreich begleitet.
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