Code mixing: Wenn mehrsprachige Kinder ihre Sprachen mischen

13/07/2021

 

Hast du zu Beginn deines Elternseins geahnt, dass dein Kind irgendwann seine Sprachen mischen würde? Viele Eltern verunsichert es, wenn ihre Kinder damit anfangen - besonders dann, wenn es stark ausgeprägt ist. Und das kann ich sehr gut verstehen. Vor allem, weil diese Verunsicherung oft von Worten beunruhigter Erzieher*innen in Kitas bekräftigt wird. Mehrsprachig erziehende Eltern bekommen heute immer noch Ratschläge, die leider nicht den aktuell wissenschaftlichen Erkenntnissen entsprechen. Der meistverbreitete Ratschlag, den Eltern in einer solchen Situation hören, ist:  „Sprechen Sie mehr Deutsch mit Ihrem Kind”. Das Ergebnis? Besorgte Eltern, die verunsichert und verwirrt sind und dabei Ratschläge befolgen, die für ihre Kinder überhaupt kein Gewinn bringen - im Gegenteil. Und damit wird die Mehrsprachigkeit schnell für die ganze Familie zu einem zusätzlichen Stressfaktor im Alltag. Doch lässt sich bereits an dieser Stelle festhalten: Es gibt keinen Grund zur Sorge. Dieses Phänomen wird im Fachbereich als „Code-Mixing” bezeichnet und gehört zum Spracherwerbsprozess einfach dazu.

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„Code-Mixing” als Teil frühkindlicher Mehrsprachigkeit 

Wissenschaftler*innen haben herausgefunden, dass kleine Kinder schon sehr früh - ca. im Alter von achtzehn Monaten - imstande sind, Sprachsysteme unbewusst zu unterscheiden. Um den zweiten Geburtstag herum sind die Kinder sich dann tatsächlich bewusst, dass sie es mit unterschiedlichen Sprachsystemen zu tun haben und sind dazu in der Lage, die Sprache an den Gesprächspartner anzupassen[1]. Es dauert allerdings noch eine gewisse Zeit, bis sie lernen, beide Sprachen wirklich aktiv und stetig voneinander zu trennen und sie im richtigen Kontext einzusetzen. Kinder, die mit zwei oder mehreren Sprachen aufwachsen, durchlaufen also eine Phase des Mischens. Manche Kinder mischen eine Zeit lang extrem viel, andere weniger. 

Unterschied zwischen Code-Mixing und Code-Switching

Wenn größere Kinder, und auch Erwachsene, Sprachen innerhalb eines Gesprächs mischen, spricht man nicht mehr von „Code-Mixing” sondern von „Code-Switching”. Der Grund ist meist ein anderer: und zwar ein stilistischer. Bestimmte Sätze werden durch das Mischen der Sprachen hervorgehoben oder gewisse Sinn-Nuancen damit exakter verdeutlicht.  

In der Code-Mixing-Phase übertragen Kinder nicht nur Wörter von der einen Sprache in die andere, sondern auch grammatikalische Strukturen. Dies führt dazu, dass teilweise sehr kreative Sätze gebildet werden, die uns Eltern oft zum Schmunzeln bringen: Als mein Sohn ca. drei Jahre alt war, hat er eine Zeit lang öfter den Satz „Wo hast du dich geparkt?” gesagt und damit „Wo hast du geparkt?” gemeint. Die von ihm kreierte Formulierung „sich parken” ist eine Mischung aus dem französischen und dem deutschen Verb (im Französischen haben wir es mit einem pronominalen Verb zu tun, im Deutschen nicht). Solche Mischungen werden Interferenzen genannt. Manche halten länger, andere verschwinden schnell wieder. Vom Kind selbst werden sie meist nicht bewusst wahrgenommen.

4 Faktoren für Code-Mixing und was du als Elternteil tun kannst

Welche Faktoren für das Kind beim Mischen der Sprachen eine Rolle spielen und was du als Elternteil tun kannst, erfährst du nun.

  • Wortschatz

Eine häufige Ursache für das Mischen ist das Fehlen von Wörtern in einer der Sprachen. Die Wörter aus der anderen Sprache werden sozusagen als Lückenfüller benutzt. Je größer der Wortschatz, den die Kinder in den jeweiligen Sprachen aufbauen, desto weniger wird das Zugreifen auf ein Wort in der anderen Sprache nötig. 

An dieser Stelle empfehle ich den Eltern, das Kind dabei zu unterstützen, den fehlenden Wortschatz aufzubauen. Wenn dein Kind z.B. ein deutsches Wort in einen englischen Satz einbaut, gibst du ihm im Anschluss das entsprechende englische Wort.  Zum Beispiel wie folgt:

„Look mommy, I drew an Auto

„Oh yes, you drew a car!”.

Das Mischen wird natürlich auch durch fehlenden Sprachkontakt begünstigt. Sorge also dafür, dass dein Kind genug in Kontakt mit beiden bzw. allen Sprachen kommt. Hol dir Verstärkung, z.B. durch Eltern-Kind-Angebote in deiner Nähe, andere Personen aus derselben Sprachgemeinschaft oder nutze entsprechende Medien wie Hörspiele.

  • Die individuelle Sprachkombination

Je nach Sprachkombinationen kann es für die Kinder leichter oder schwerer sein, die Sprachsysteme voneinander zu unterscheiden. Zum Beispiel wird es für ein Kind, das mit Deutsch und Niederländisch oder Französisch und Spanisch aufwächst womöglich schwerer sein, als für ein Kind, das mit Deutsch und Chinesisch aufwächst. Mein Rat an der Stelle: Lass deinem Kind die Zeit, die es braucht, und beachte unbedingt den folgenden Punkt.

  • Das sprachliche Umfeld

Ein ganz wichtiger Faktor stellt das sprachliche Umfeld des Kindes dar. Je klarer die Kommunikationsstruktur innerhalb der Familie ist, desto schneller kann ein Kind lernen, die Sprachsysteme bewusst als getrennt wahrzunehmen und sich somit sprachlich weiterentwickeln. Dafür ist es wichtig, gerade in den ersten Lebensjahren, ein klares System zu haben, nach dem geregelt wird, wann welche Sprache angewendet wird. Was da der beste Weg für dich und deine Familie ist, das kommt auf eure ganz individuellen Lebensumstände und eure ganz individuelle Sprach-Konstellation an. Wenn du Fragen hast oder dir unsicher bist, nimm gerne mit mir Kontakt auf. 

  • Das Kind selbst

Ja auch hier gilt der Leitsatz: „Jedes Kind ist anders”. Die persönliche Komponente spielt ganz sicher eine Rolle, in der Art und Weise, wie ein Kind mit seinen Sprachen umgeht. Es geht für uns Eltern nur darum, es zu akzeptieren. 

Zusammenfassung

Wenn dein Kleinkind seine Sprachen stark mischt, dann einfach, weil es sich gerade noch in dieser Spracherwerbsphase befindet. Es gibt keinen Grund zur Sorge. Wenn du auf die vier oben beschriebenen Punkte achtest, dann kannst du das Mischen positiv beeinflussen und dafür sorgen, dass dein Kind sich sprachlich bestens entwickelt. 

Hast du noch Fragen? Brauchst du Hilfe bei der Ausarbeitung eurer Kommunikationsstrategie? Hinterlasse gerne einen Kommentar oder schicke mir eine Nachricht an: ahurmaci@herzenssprachen.de. Ich freue mich, von dir zu lesen!

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Dr. Adeline Hurmaci

"Mehrsprachig erziehen ist eine Kunst; die Kunst, bei seinem Kind die innere Motivation für das Lernen seiner Sprachen zu pflegen."