Wenn Großeltern gegen die bilinguale Erziehung sind

16.08.24,  Dr. Adeline Hurmaci

Wenn du dein Kind mehrsprachig erziehst oder erziehen möchtest aber von deinen Eltern oder deinen Schwiegereltern eher Gegenwind bekommst, dann ist dieser Blog-Artikel für dich. Gemeinsam schauen wir nicht nur, was dahinter stecken kann, sondern warum es essenziell ist, die Situation zu wenden und vor allem, wie du das angehen kannst. 

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Ich unterhielt mich letztens mit einem Vater, der folgendes zu mir sagte: 

Meine Schwiegereltern sind überhaupt nicht von der zweisprachigen Erziehung begeistert, im gegenteil sie lehnen sie sogar ab und zeigen ihre Meinung auch meinen Kindern. Dadurch haben meine Kinder schon lange den Anreiz verloren, meine Sprache zu lernen. Wenn wir meine Familie in meinem Heimatland besuchen, tun sich meine Kinder sehr schwer mit der Sprache. Das macht mich echt traurig

Erkennst du dich in diesen Worten wieder? Wenn nicht, vielleicht erkennst du dich in diesen:      

Eine Oma schrieb mir letztens eine wirklich emotionale Mail in der sie sagte, ihr Enkelsohn würde mit vier Sprachen aufwachsen und sie mache sich sehr große Sorgen, ob das nicht alles viel zu viel wäre.

Oder vielleicht  bist du in einer ähnlichen Situation wie eine Kundin von mir, die sich dafür entschieden hat, ihrem Kind eine Sprache weiterzugeben, die nicht ihre Muttersprache ist. Sie beherscht die Sprache sehr gut und hat eine starke Verbindung zu ihr. Diese Kundin erklärte mir in einer Coaching-Sitzung, dass ihre Eltern das überhaupt nicht verstehen könnten und dass es sie manchmal verunsichern würde.

Nun, was haben all diese geschilderten Situationen gemeinsam? Die Großeltern wollen das Beste für ihr Enkelkind, nur sie haben andere Glaubenssätze gegenüber Mehrsprachigkeit als die Eltern selbst.

Vielleicht erkennst du dich in einer dieser Situationen wieder, denkst dir aber, dass du dagegen ehe nichts machen kannst. Doch ich  möchte dir sehr ans Herz legen, es trotzdem zu versuchen. Es ist nämlich extrem wichtig, dass dein Kind eine positive Einstellung gegenüber allen seinen Sprachen von seinem Umfeld spürt, damit es auch mit der Mehrsprachigkeit klappt. 

Wenn es gelingt, die Großeltern in den Prozess der mehrsprachigen Erziehung einzubinden und ihnen zu zeigen, dass ihre Ängste unbegründet sind, können sie zu wertvollen Unterstützern werden. Ich gebe dir jetzt drei Schritte, die du gehen kannst, um das zu erreichen. 

Schritt 1: Gehe ins Gespräch mit deinem Partner oder deiner Partnerin und baut gemeinsam Vertrauen auf

Wenn ihr mehrsprachig erzieht, dann ist es unglaublich wichtig, dass ihr als Paar ein Team seid. Ich sage immer: Mehrsprachige Erziehung ist Team Work! Sprecht offen über euere Gefühle, Wünsche und Erwartungen und unterstützt euch gegenseitig.  

Entscheidet dann gemeinsam, wie ihr das Thema bei den Großeltern ansprechen könnt. Die Frage ist aber hier: Wie sehr steht ihr zu eurem Weg und wie sehr vertraut ihr selber dem Ganzen? Nur wenn ihr volles Vertrauen habt, in dem was ihr tut, könnt ihr das Vertrauen bei den Großeltern aufbauen.

Schritt 2: Geh mit den Großeltern ins Gespräch und verstehe ihre Sorgen

Natürlich ist immer die Frage, wie die Beziehung zu den Großeltern überhaupt ist. Wenn aber ihre Einstellung zur mehrsprachigen Erziehung so wichtig ist, dann gehe ich davon aus, dass sie im Leben deines Kindes eine Rolle spielen und ihr eine relativ enge Beziehung zueinander habt. 

Schon mal vorweg ein wichtiger Gedanke für dich: Nimm das Ganze nicht persönlich. Deine Eltern oder Schwiegereltern handeln nicht GEGEN dich, sondern FÜR ihr Enkelkind. 

Diskutiert also ganz offen über das Thema und erkunde was ihre Sorgen genau sind und zeige dabei Verständnis für ihre Perspektive. 

Erkläre dann, warum du dich  für eine mehrsprachige Erziehung entschieden hast. Sage ihnen, was deine Gefühle sind und wie wichtig es für dich ist, deine Sprache weiterzugeben. Sie kennen das nicht; sie können nicht nachvollziehen, was es für dich bedeutet. 

Vor allem erkläre ihnen warum es sehr wichtig ist, dass sie gegenüber deinem Kind sich nicht negativ dazu äußern. Sie müssen es am Ende nicht unbedingt verstehen oder akzeptieren, dass du diesen Weg gehst. Doch den Kindern dürfen sie ihre negative Einstellung nicht zeigen.

Was sind überhaupt Bedenken, die Großeltern gegenüber Mehrsprachigkeit häufig haben? 

Ein häufiges Argument ist die Sorge, dass das Kind durch den gleichzeitigen Erwerb mehrerer Sprachen verwirrt wird und am Ende keine Sprache richtig beherrschen wird. Sie befürchten, dass ihr Enkelkind ihre eigene Sprache bzw. die Bildungssprache nicht ausreichend beherrschen wird, um in der Schule mitzuhalten und sich dort gut zu integrieren. Manche haben auch Angst vor Kommunikationsproblemen und davor, mal sich aus Gesprächen ausgeschlossen zu fühlen oder ihr Enkelkind einfach nicht zu verstehen.  

Schritt 3: Kläre auf und baue Ängste ab

Um den Gegenwind der Großeltern zu mildern, ist es wichtig, ihre Sorgen ernst zu nehmen und offen darüber zu sprechen. Hier einige Tipps, wie du das angehen kannst:

Tipp 1: Verweise auf wissenschaftliche Studien, die die Vorteile von Mehrsprachigkeit belegen. Schau dir dazu unbedingt meinen Artikel zu Vor und Nachteilen

Tipp 2: Teile persönliche Erfahrungen: Wenn du selbst in einer mehrsprachigen Umgebung aufgewachsen bist, teile deine positiven Erfahrungen. Auch Geschichten von Freunden oder Bekannten, deren Kinder erfolgreich mehrsprachig aufwachsen, können überzeugen.

Tipp 3: Beziehe die Großeltern im Sprachentwicklungsprozess ein: Wenn das Kind in der Mischphase ist, dann übersetze. Und wenn das Kind allein bei den Großeltern bleiben soll, dann vermittle ihnen vorab die wichtigsten Vokabeln, die besonders nützlich sein könnten (wie: „Durst”, „Hunger”, usw.).

Tipp 4: Berichte über Erfolgserlebnisse. Zeige den Großeltern, dass dein Kind tatsächlich von der Mehrsprachigkeit profitiert und sich gut entwickelt.

Fazit

Die mehrsprachige Erziehung eines Kindes ist eine Reise, die nicht nur Eltern und Kind gehen. Die Großeltern spielen darin ebenfalls eine Rolle; auch wenn manchmal eine unbewusste. Die Art und Weise, wie alle mit der Mehrsprachigkeit und den einzelnen Sprachen umgehen, ist für den Erfolg des Herzensprojekts und die Entwicklung des Kindes entscheidend.  Die Ablehnung einer Sprache wird mit großer Wahrscheinlichkeit zur Ablehnung der Sprache bei dem Kind führen. Und das hat wiederum Konsequenzen für die gesamte Familienharmonie. Es lohnt sich also auf jeden Fall, sich als Familie mit dem Thema auseinanderzusetzen und einen gemeinsamen Weg zu finden. 

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Dr. Adeline Hurmaci

"Mehrsprachig erziehen ist eine Kunst; die Kunst, bei seinem Kind die innere Motivation für das Lernen seiner Sprachen zu pflegen."